„Das Glück ist wie die Tour de France. Man wartet so lange, und dann rast es vorbei„, sagt der große Serge Merlin in Amelie. Das Warten auf nichts lernte ich als junges Mädchen mit Zahnspange. Nachmittage lang musste ich im Wartezimmer des Kieferorthopäden verbringen. Endlose Stunden in einem Raum, dessen Wände mit Niedrigflorteppich bespannt waren, zerlesene Asterix-Bände, seufzende Kinder, verlorene Zeit, ganz auf die Ankunft des Arztes ausgerichtet, endlich durfte ich ins Behandlungszimmer, der Mann rauschte grußlos heran, schaute mir kurz in den Mund und verschwand wieder. Wenn ich abends die Praxis verließ, fuhr er mit röhrendem Porsche an mir vorbei. Ich gebe also zu: als hellofarm bei meiner Projektpartnerin Tina Huh und mir anfragte, ob wir mal Lust auf was ganz anderes hätten, nämlich Texte für eine kieferorthopädische Praxis zu schreiben, hatte ich durchaus meine festsitzenden Vorurteile. Indes – die Zeiten haben sich geändert und das ist gut so.
Das Ehepaar Pilz hat mit Hilfe der gestalterischen Kraft von hellofarm eine so freundliche, eine so fröhliche kieferorthopädische Praxis geschaffen, dass man fast schon Lust auf eine festsitzende Klammer bekommt. Hier hätte ich gerne die Nachmittage meiner Kindheit verbracht! Selbst als mich Peter Pilz mit explizitem Bildmaterial in die Untiefen seiner Arbeit mit Brackets, Bionator und Pendulum einführt, trübt das nicht die schöne Stimmung, die in dieser Praxis und bei allen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herrscht. Diese Stimmung ist echt, und deshalb fangen wir sie gerne in unseren Texten für Pilz & Pilz ein.
Foto: Pilz & Pilz